Freitag, 22. Mai 2015

Die Stunde der Bewährung ist erneut in der Gegenwart angekommen


Oscar Lafontaine hat völlig recht, wenn er Jean Jaures zitierte der mal feststellte: „Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich, wie Wolken den Regen“.

Wem diese Metapher zu soft ist, sei folgendes gesagt, unser Wirtschaftssystem, der Kapitalismus, ist die bösartigste Form Macht auszuüben, die je erfunden wurde. Der Kapitalismus ist wie Krebs. Er kann nur überleben, indem er sein Umfeld angreift und vollständig zerstört. Am Ende stirbt der gesamte Organismus, in unserem Fall der Planet. Auch der Krebs geht dann unter.

Bis es soweit ist, wird jedes nicht-kapitalistische Wirtschaftssystem vom Kapitalismus attackiert, ausgebeutet und final vernichtet. Friedliche Ko-Existenz ist für den Kapitalismus nicht möglich wie es unmöglich ist, Krebs bei Menschen auf nur ein Organ zu begrenzen.

Mit Krebs kann man nicht verhandeln. Krebszellen sind vollkommen außer Kontrolle geraten und wachsen einfach immer weiter. Der Wirtschaftskrebs Kapitalismus arbeitet nach demselben Prinzip. Er wächst, indem er immer größere Teile des Planeten okkupiert. Diese Art zu handeln hat einen einfachen Grund. Der Kapitalismus ist vor den Folgen seines „Erfolges“ ständig selber auf der Flucht, denn er zerstört in Highspeed den Raum, in dem er eben noch produzieren ließ. Die Dritte Welt.



Die Dritte Welt ist eine Erfindung des Kapitalismus und muss treffender als dessen Lager bezeichnet werden. Dieses Lager wird konsequent und ohne Rücksicht auf ein Morgen ausgeschlachtet und parallel zur Müllhalde umfunktioniert.

Im Kapitalismus gibt es keine Nachhaltigkeit. Es gibt nur ein „Nach mir die Sintflut“. Zum Kapitalismus-Konzept kommt hinzu, dass der Kapitalismus an den Orten, wo er seine Beute präsentiert, nicht wirklich produzieren lässt. Höchstens zusammenbauen. Das erklärt dort seine ungebrochene Fanbase.

Würden die brutalsten Nebenwirkungen auch nur tageweise an den Orten in Erscheinung treten, an denen der Kapitalismus sonst nur seine „Früchte“ präsentiert, könnte sich derjenige, der das versuchen würde, warm anziehen. Top-Anwälte würden Millionenklagen gegen den Verursacher durchreichen und gewinnen.

In der Urteilsbegründung stünden Standard-Begründungen wie: Umweltverschmutzung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen, Korruption, Anstiftung zum Mord, Sittenwidrigkeit, Betrug, um nur einige zu nennen.

Der Kapitalismus ist nur deshalb so beliebt, da die, die ihn verkaufen, die Folgen der Produktion anderen aufbürden, während sie sie privat konsequent ausblenden.
Jeder der dem Kapitalismus den Spiegel vorhält, und sei es nur mit Worten oder aber Bildern, die die Folgen des Kapitalismus schonungslos zeigen, wird aufs Schlimmste verleumdet oder, wenn er sich nicht um seinen Ruf schert, isoliert. Um das eigene Überleben zu sichern oder besser um das Image des Kapitalismus so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, wird der Kapitalismus immer gewalttätig. Immer.

In den Ländern, in denen der Kapitalismus „genossen“ werden kann, muss der Kapitalismuskritiker dann vor allem mit Tiefschlägen von denen rechnen, die glauben oder vorgeben oder behaupten selber gegen den Kapitalismus zu kämpfen.

Hier sind es vor allem vom Kapitalismus geduldete „Linke“, die in Wahrheit so harmlos und damit anschlussfähig an den im Kern rechten Kapitalismus sind, dass sie für den Kapitalismus nicht den Hauch einer Gefahr darstellen, die diesen Drecksjob mit bemerkenswertem Eifer nachgehen.
Offizielle „linke“ Kapitalismusgegner haben es sich über Jahre im Kapitalismus bequem gemacht und sind längst Teil dieses Systems. Das schlimmste, was diesen Kritikern passieren könnte, wäre das Ende dieser Wirtschaftsform, die in Wahrheit eine Form von Wirtschaftsfaschismus ist. Die vom Kapitalismus geschickt gegeneinander in Stellung gebrachten unterschiedlichen Kritiker, die durch die Bank von sich glauben „links“ zu sein, sind in Wahrheit das beste Beispiel für angewandte Machiavelli-Regeln, die den Kapitalismus auch bei uns so erfolgreich macht. Der Kapitalismus belohnt den Verrat. Mit Cash oder einer gesellschaftlichen Position, die in Wahrheit aber nur verleast wird.

Wer es als geduldeter linker Kapitalismuskritiker zu weit treibt, seine Rolle zu sehr verinnerlicht, wird ruck zuck durch noch käuflichere Linke hingerichtet. Das geschieht z.B., indem vom Kapitalismus vollständig abhängige schein-linke Gazetten dem freien radikalen Kapitalismuskritiker vorwerfen neu-rechts zu sein.

„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: «Ich bin der Faschismus». Nein, er wird sagen: «Ich bin der Antifaschismus».
Wusste schon der italienische Schriftsteller Ignazio Silone. Wenn der Wirtschafts-Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: „Ich bin der Wirtschaftsfaschismus“. Nein er wird sagen: „Ich bin der Neoliberalismus und meine härtesten Kritiker sind neu-rechts“.

Die Folgen des Kapitalismus waren schon immer verheerend, nur fällt es im 21. Jahrhundert deutlich schwerer den harten Fakten auszuweichen. Der Grund dafür ist simpel. Der Planet Erde wird für den Kapitalismus immer schneller zu klein. Nur kennt der Kapitalismus nicht das Gegenteil von Gier. Demut.

Der bisherige Erfolg des Systems ist nur dadurch zu erklären, dass die, die den Kapitalismus als den Fortschritt schlechthin darstellen, in der absoluten Minderheit sind, während sie parallel dazu die öffentliche Meinung kreieren lassen. Eine klassische Auftragsarbeit, die man früher Propaganda nannte. Heute wird das als embeddeter Journalismus verharmlost.

Der Kapitalismus war immer ein Elitenprojekt, denn die Mehrheit der Menschheit ist für den Kapitalismus nur Beute.

Diese Beute weiß an immer mehr Orten auf diesem Planeten nicht, wie sie sich vor dem Kapitalismus in Sicherheit bringen soll. Wo immer der Kapitalismus ein Land betritt, stiftet er Chaos, Mord, Totschlag und Krieg. Er hinterlässt das menschliche Drama schlechthin, indem er dafür sorgt, dass Menschen, die eben noch Nachbarn waren, sich beim Kampf um die letzten Reiskörner oder eine Schale fauliges Wasser den Schädel einschlagen.

Die global zunehmenden Flüchtlingsströme sind ein direktes Produkt des Kapitalismus, der den nicht kapitalistisch lebenden Menschen einfach nicht in Frieden leben lässt. Wer sich vom Kapitalismus nicht zum Sklaven machen lassen will, ist entweder Nutznießer des Systems oder aber muss die Flucht ergreifen.

Die Schizophrenie des Kapitalismus ist es aktuell so zu tun, als hätte man selber mit den tausenden Flüchtlingen, die sich immer massiver auf den Weg nach Europa machen, nichts zu tun.
Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, tun dies nicht aus einer Laune heraus. Menschen, die ihr Leben einem völlig überladenen Witz von einem Boot anvertrauen, um damit über ein Meer Richtung Europa zu reisen, verfolgen keine Außenwette von Wetten dass? Auch suchen sie nicht ein von Red Bull gesponsertes Offshore-Adventure. Es geht um ihr nacktes Überleben. Sie wollen nach Europa, da sie glauben selber dort in den Genuss der Früchte des Kapitalismus zu kommen. Dieser Genuss wäre schon die Abwesenheit von Krieg.

Die meisten Flüchtlinge, die versuchen die Festung Europa zu erreichen, fliehen vor den Beschaffungskosten des Kapitalismus, der in ihren Heimatländern selber für Krieg und Verelendung gesorgt hat. Irre ist, dass ausgerecht in Deutschland jetzt darüber nachgedacht wird, wie man diese Flüchtlingsströme beenden könne.

Das wiedervereinigte Deutschland wäre ohne die Flüchtlingsströme aus der damaligen DDR gar nicht entstanden. Nur hießen die Schlepper von damals eben Fluchthelfer. Man feierte sie als Helden und zeigte die Bilder von tausenden Menschen, die illegal über innereuropäische Grenzen Richtung Westdeutschland auf der „Flucht“ waren.

Kann man diese Flüchtlinge mit denen vergleichen, die heute über das Mittelmehr versuchen in den Westen zu gelangen? Waren sie damals auch ausgehungert? Von Kriegen gezeichnet? Wurde ihnen auch außerhalb ihrer Heimat, die sie verlassen hatten, mit der NATO begegnet?
Aber es kommt noch besser. Damit im Namen transnationaler Konzerne auch Deutsche Soldaten wieder schneller und damit effektiver an Beutezügen für den Kapitalismus beteiligt werden können, soll jetzt der Parlamentsvorbehalt gekippt werden.
http://www.rtdeutsch.com/20200/inland/nie-wieder-krieg-von-deutschem-boden-bundesregierung-plant-abschaffung-des-parlamentsvorbehalt-bei-kriegseinsaetzen/

Bisher musste jeder Einsatz der Bundeswehr vom Parlament abgesegnet werden. Das klappte nicht immer. So blieben BRD-Soldaten schon mal in den Kasernen, obwohl die Führung der NATO – die USA, unsere Jungs bereits verplant hatten, um Demokratie zu exportieren, indem die Uniformierten – oder treffender Uninformierten – dabei behilflich sein sollten, Bombenteppiche über Orten zu schütteln, an denen auch noch Ressourcen entdeckt wurden. Zufall?

Wenn der Parlamentsvorbehalt kippt, kann Washington endlich Soldaten aus Deutschland ohne demokratische Hürden und an jedem Ort der Welt verheizen. Zuständig für das Kippen des Parlamentsvorbehaltes ist der ehemalige Verteidigungsminister Volker Rühe, der in einer eigens nach ihm benannten Rühe-Kommission primär dafür sorgt, dass Sprache verbogen wird. Es geht darum, zu verschleiern, dass Deutschland wieder global an Kriegen mitmischen soll. Permanent.
http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2014/49966056_kw12_de_kommission_parlamentsrechte/216446

Laut Rühe ist es wichtig, dass sich die NATO auf Deutschland “verlassen” können müsse und “die gesicherte Zurverfügungstellung der Fähigkeiten, die ich transnational nenne“ gesichert wird.
Alles klar?! Früher nannte man das ehrlicher “Blitzkrieg”. An der Sprache sollt ihr sie erkennen. Die NATO, als bewaffneter Arm der Eliten und ihrer Konzerne, ist nie im Auftrag des Kapitals und damit des Kapitalismus unterwegs. Nie. Stets geht es um humanitäre Verpflichtungen, das Durchsetzen der Menschenrechte und wenn es sein muss, um einen Auftrag, den die USA von Gott persönlich erhalten haben.
http://www.focus.de/politik/ausland/gott-spricht-durch-mich_aid_100097.html

Damit schließt sich der Kreis. NATO rein, Flüchtlinge raus. Aber bitte nur aufs offene Meer. Verklappt die Untermenschen doch einfach, wird man sich in den Konzernzentralen denken. Wozu dieser Aufriss, wo wir doch auch jede Menge radioaktiven Abfall einfach ins Meer kippen. Wer hier nicht den bitteren Geschmack des Rassismus wahrnimmt, ist vom Kapitalismus bereits selbst vollkommen enthumanisiert worden. Zurück nach Deutschland.

Unser Land oder besser die von der NSA kontrollierte Führung gibt auch in humanitären Fragen, bei Flüchtlingen, Menschen die um Asyl betteln, ein so erbärmliches Bild ab, dass man sich in Grund und Boden schämen muss. Dabei wären Merkel, Gauck und Co. streng genommen ohne Fluchthelfer von damals doch gar nicht hier. Nur was haben speziell diese Spitzenpolitiker seinerzeit riskiert, um in den Westen zu kommen oder aber ihre Heimat demokratischer zu machen? Diese Frage kann sich jeder selber beantworten.

Wenn der ehemalige General der Bundeswehr, Harald Kujat, den geplanten EU-Einsatz gegen Schlepper mit dem Argument verteidigt: “Das ist eine humanitäre Aktion“, bzw. man müsse die Fluchtbewegung nach Europa stoppen und die Menschen davor bewahren, ihr Leben zu riskieren, ist das eine so erbärmliche Verhöhnung der Opfer, dass es nicht reicht, wenn einem dabei schlecht wird.
http://www.deutschlandfunk.de/eu-einsatz-gegen-schlepper-den-menschen-verpflichtet.694.de.html?dram%3Aarticle_id=319950

Wir – unser System ist die Ursache der Flüchtlingsströme. Wer das bewusst weglässt, wenn er über die Flüchtlingsströme Richtung Europa spricht, ist entweder gehirngewaschen oder aber, was wahrscheinlicher scheint, Erfüllungsgehilfe des Kapitalismus, der in diesen Tagen vor Unmenschlichkeit, Zynismus und Schizophrenie nur so trieft.

Wir alle, die wir es zulassen, dass der Kapitalismus Menschen zum Absaufen freigibt, indem wir wegsehen oder uns in der Empörung verbarrikadieren, wenn Dritte für uns Dinge aussprechen und beschließen, die uns in höchsten Maße zuwider sind, wir alle sind schuldig.
„Sehen wir, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.“
Richard von Weizsäcker.
Die Flüchtlinge, die zu uns wollen, da sie vor den Folgen des Kapitalismus gezwungen sind zu fliehen um zu überleben, sind nicht nur ein Kollateralschaden. Sie sind Teil eines Systems, von dem wir hier profitieren. Jeder Flüchtling, der es schafft uns ins Gesicht zu sehen, macht es dem Einzelnen schwerer sich weiter für nicht zuständig zu erklären.

Wir, die wir sehen können, die wir fühlen müssen, die wir nicht leugnen wollen, dass wir schon deshalb verantwortlich sind, da wir zu Zeugen wurden, wir können hier und jetzt beweisen, gerade als Bürger der Demokratischen Bundesrepublik, dass wir Artikel 1 unseres Grundgesetzes als etwas ansehen, was man globale Verpflichtung gegenüber jedem Homo Sapiens Sapiens nennen könnte:
Die Würde des Menschen ist unantastbar.
http://de.wikipedia.org/wiki/Artikel_1_des_Grundgesetzes_für_die_Bundesrepublik_Deutschland

Wer die Würde von Flüchtigen antastet, indem er ihre Flucht isoliert von unserem Wirtschaftssystem darstellt, ist ein Menschenfeind.
„Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun.“
Edmund Burke
Dieses Nichtstun ist im Kapitalismus eine feste Größe, die über Angst erzeugt wird und das eigentliche Fundament des Systems darstellt. Angst vor dem sozialen Absturz. Damit diese Angst gedeihen kann, kommt der Kapitalismus nicht umhin, aus Menschen, die von Geburt an auf Kooperation untereinander angewiesen sind, Konkurrenten zu machen. Aus dem von Natur aus sozialen Wesen Mensch wird im Kapitalismus eine Ich-AG, deren Stammaktien dann aber nie beim glorifizierten Ich selber liegen, sondern stets bei denen, die den Markt in der sogenannten „freien“ Markwirtschaft kontrollieren.

Der völlig ins Perverse abgedriftete Hyperreichtum der Mitglieder der Finanzeliten beweist, dass hier etwas Grundlegendes nicht stimmen kann.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/weltwirtschaftsforum/arm-und-reich-studie-85-reiche-besitzen-so-viel-wie-arme-haelfte-der-welt-12762123.html

Kapitalismus ist eine Einbahnstraße. Es gibt kein ausgewogenes Geben und Nehmen. Es gibt nur Raffen und Gier. Wer sich mit Raffen und Gier angesteckt hat, sieht in Menschen nur noch Zahlen. Vor allem Nullen. Den Restwert dieser menschlichen Nullen bestimmt das Komma bzw. die Position der Null vor dem Komma.

Auf dieser Share-Holder-Value-Werte-Skala existiert das, was den Menschen im Kern ausmacht überhaupt nicht. Mitgefühl. Auf der Party des Kapitalismus ist Empathie ein Zeichen von Schwäche. Nach unten hin wird diese Empathie durch das Auflösen sämtlicher Solidarität erreicht. Jeder gegen Jeden statt alle Zusammen oder Einer für Alle.

Alles für Einen lautet stattdessen das Credo des Kapitalismus und so kommt dieses System nicht ohne permanente Bespitzelung seiner Bürger aus. Der Kapitalismus ist so gesehen auch keine neue Form menschlichen Zusammenlebens. Er ist nur der aktuelle Begriff für Tyrannei, über die dann aber schon Aristoteles vor über 2000 Jahren Sätze schrieb, die dem Leser heute so vorkommen, als hätte sich der griechische Denker damals schon mit dem Überwachung-SS-taat und der NSA beschäftigt.
Aristoteles, “Über die Politik”: “… ferner gehört es” (zum Wesen der Tyrannis), “dahin zu streben, dass ja nichts verborgen bleibe, was irgendein Untertan spricht oder tut, sondern überall Späher ihn belauschen, … ferner alle Welt miteinander zu verhetzen und Freunde mit Freunden zu verfeinden und das Volk mit den Vornehmen und die Reichen unter sich. Sodann gehört es zu solchen tyrannischen Maßregeln, die Untertanen arm zu machen, damit die Leibwache besoldet werden kann, und sie, mit der Sorge um ihren täglichen Erwerb beschäftigt, keine Zeit und Muße haben, Verschwörungen anzustiften… Ferner aber auch solche hohe Einkommensteuern, wie die in Syrakus auferlegten, denn unter Dionysios hatten die Bürger dieses Staates in fünf Jahren glücklich ihr ganzes Vermögen in Steuern ausgegeben. Und auch beständig Kriege zu erregen, ist der Tyrann geneigt…”
Man muss die aktuelle Jagd auf die Schlepper als das erkennen, was sie wirklich ist. Eine bösartiges aber bewährtes Täuschungsmanöver des Kapitalismus, um uns hier im immer weniger glorreichen Westen dazu zu bringen das aufzugeben, was uns als Menschen ausmacht. Unsere Menschlichkeit.
Wenn das System es schafft, Menschen, denen es immer noch recht gut geht, gegen Menschen aufzubringen, die um ihr nacktes Überleben kämpfen, hat dieses System gewonnen. Dann ist es nur noch einen Schritt davon entfernt zum Angriff auf die „Sozialschmarotzer“ aus Griechenland, Portugal oder Spanien zu blasen. Unsere Nachbarn. Dann haben wir bald innerhalb Europas ein „Problem“ mit sich auf der Flucht befindenden Europäern. Dann ist bald jeder, der sich z.B. an den gern vom Christentum verkauften Wert der Nächstenliebe erinnert, ein Schlepper, denn er wird auch da helfen, wo der kapitalistische Staat ein entsprechendes Verbot per Gesetz erteilt hat.

Was wird das, wenn es fertig ist, und was kann der Einzelne tun, um sich vor der systemimmanenten Tyrannei auch des Kapitalismus zu schützen? Auf diese Frage gaben schon die Geschwister Scholl in ihren Flugblättern die passende Antwort:
„Viele, vielleicht die meisten Leser dieser Blätter sind sich darüber nicht klar, wie sie einen Widerstand ausüben sollen. Sie sehen keine Möglichkeiten. Wir wollen versuchen, ihnen zu zeigen, daß ein jeder in der Lage ist, etwas beizutragen zum Sturz dieses Systems. Nicht durch individualistische Gegnerschaft, in der Art verbitterter Einsiedler, wird es möglich werden, den Boden für einen Sturz dieser “Regierung” reif zu machen oder gar den Umsturz möglichst bald herbeizuführen, sondern nur durch die Zusammenarbeit vieler überzeugter, tatkräftiger Menschen, Menschen, die sich einig sind, mit welchen Mitteln sie ihr Ziel erreichen können. Wir haben keine reiche Auswahl an solchen Mitteln, nur ein einziges steht uns zur Verfügung – der passive Widerstand.“
http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/weisse-rose/61019/flugblatt-iii
Wir alle können sehen, was um uns herum passiert. Wir erkennen die sich immer enger ziehende Schlinge. Das reicht von TTIP mit seinen privaten Industrie-Schiedsgerichten, über hinterhältigen NATO-Drohnen-Mord eines Friedensnobelpreisträgers, bis zu einem Julian Assange, der wie Anne Frank auf wenigen Quadratmeter versucht zu überleben. Nur war das Versteck von Anne Frank nicht der ganzen Welt bekannt. Wir dagegen wissen, wo man Assange totalüberwacht, und sind dennoch untätig, indem wir verdrängen, wer hier wen verfolgt und für wenn sich der Verfolgte eingesetzt hat und einsetzt. Für uns. Unsere Freiheit.

Wo ist unsere Solidarität? Wo ist unser soziales Gewissen, wo ist unser geschichtliches Gedächtnis?
Ist man auch ein Schlepper, wenn man Assange oder Snowden zur Flucht in die Freiheit verhelfen würde? Unsere „Werte“ sind nur soviel wert, wie wir bereit sind für sie zu riskieren. Was nützt es den Geschwistern Scholl zu gedenken, wenn wir – wenn es darauf ankommt – nicht bereit sind ihre Mahnungen wieder zu erkennen und endlich Widerstand zu leisten. Die Stunde der Bewährung ist erneut in der Gegenwart angekommen. Die Geschwister Scholl sind aktueller als uns recht sein kann:
„Unser heutiger “Staat” aber ist die Diktatur des Bösen. „Das wissen wir schon lange”, höre ich Dich einwenden, “und wir haben es nicht nötig, daß uns dies hier noch einmal vorgehalten wird.” Aber, frage ich Dich, wenn Ihr das wißt, warum regt Ihr Euch nicht, warum duldet Ihr, daß diese Gewalthaber Schritt für Schritt offen und im verborgenen eine Domäne Eures Rechts nach der anderen rauben, bis eines Tages nichts, aber auch gar nichts übrigbleiben wird als ein mechanisiertes Staatsgetriebe, kommandiert von Verbrechern und Säufern? Ist Euer Geist schon so sehr der Vergewaltigung unterlegen, daß Ihr vergeßt, daß es nicht nur Euer Recht, sondern Eure sittliche Pflicht ist, dieses System zu beseitigen?“

Weg mit der #Agenda2010

Quelle: via @KenFM, Youtube (20 Min.), May 22, 2015 at 03:54PM


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