Samstag, 9. Mai 2015

Kultur der Wertschätzung

Moin, Moin Bürger der Gemeinde Fatzebook

Am „Tag der Arbeit“ solch einen Kommentar von einem der Vorstände der BA vorzufinden, hat schon was. Ich weiß nur noch nicht so richtig was und habe daher einige Zeit benötigt um nicht – zu – impulsiv darauf zu reagieren. Nun denn, „ich habe fertig“.

„Alt & Weise“ zwei Worte, die für manch einen mehr nach Redensart klingen, bei Betroffenen und „Szenekennern“ unterschiedlichste Emotionen auslösen können. Bereits die Überschrift dieses Gastbeitrags in der Frankfurter Rundschau, „Für eine Kultur der Wertschätzung“, lässt mich persönlich tief durchatmen.

„Wertschätzung“ – ein Wort, welches so viel bedeutet wie – einen vorhandenen Wert zu schätzen wissen – und in letzter Zeit immer öfter in verschiedenen Bereichen benutzt wird, hier und da jedoch wohl kaum ernst gemeint sein kann. Vielleicht ist die Wertschätzung unlängst auch nur „unbekannt verzogen“ und hat keine Nachsendeadresse hinterlassen, somit wird sie schwerlich zu finden sein. Gewollt oder ungewollt, man weiß es eben nicht.

Am „Tag der Arbeit“ also, schätzt ein satter Vorstand zunächst einmal ein System wert, welches im Verlauf der letzten 10 Jahre Millionen von Menschen durch sein Räderwerk gedreht hat. Nicht ohne Blessuren zu hinterlassen und tiefe Wunden zu schlagen, bei Betroffenen. Bei seinen Befürwortern löst das System nach wie vor euphorische Beifallsbekundungen aus, gibt Anlass zu Klatschkanonaden und versetzt sie in eine Art Partylaune.

In einem Punkt möchte ich allerdings Herrn Alt absolut zustimmen, er zitiert hier einen Kirchenvertreter, und auch wenn ich Atheistin bin, ja, es ist ein – sündiges System! Und ich frage mich ebenfalls, so wie er, was wohl seine Mitarbeiter, hier meine ich jene, die mit befristeten Arbeitsverträgen – noch – auf der einen Seite des Schreibtisches sitzen, von ihm persönlich denken, wenn sie selbst täglich damit konfrontiert sind früher oder später in der von ihm verpönten „Schmuddelecke des Sozialstaates“ (Zitat) zu landen. Wo soll deren tägliche und noch dazu positive Motivation, für die von Alt so hoch gelobte Arbeit, welche sie unter „enormen quantitativen und emotionalen Belastungen“ (Zitat) erledigen, denn seiner Meinung nach herkommen?

Vollmundig bemängelt Alt im Hinblick auf seine Mitarbeiter, die fehlende Wertschätzung. „Wertschätzung dafür, dass man etwas Gutes, etwas Wertvolles, etwas Wichtiges tut. Was motiviert noch für die eigene Arbeit, wenn es nur Kritik hagelt?“ (Zitat)

Mit diesem Satz hat sich Alt den Bumerang wohl selbst zugeworfen und nun sollte er sich fix ducken, damit er nicht davon getroffen wird! Oder aber er kehrt zunächst direkt vor der eigenen Haustür und schätzt zumindest die Arbeit seiner Leute dahingehend, dass er diesen eine gewisse Planungssicherheit für ihr eigenes Leben gestattet indem er ihnen die Angst vor dem Verlust des befristeten Arbeitsplatzes nimmt.

„Wir sollten aufpassen, dass mit der Kritik am System „Hartz-IV“, ob gerechtfertigt oder nicht, die Mitarbeiter nicht gleich mit in die Haftung genommen werden.“ (Zitat) Beschleichen ihn hier vielleicht letztendlich doch selbst Zweifel ob alles so ist wie es sein sollte oder könnte? Wer wenn nicht er und der Rest des BA Vorstandes könnte Veränderungen herbei führen, welche die Arbeit der BA und der JC in ein besseres Licht rücken könnten?

Hat er sich selbst je die Frage gestellt ob das System „Fördern und Fordern“ nicht vielleicht nur dann funktionieren kann, wenn man es eben nicht nur einseitig auslebt sondern alle Beteiligten darin einbindet?

Wie kann ich von Betroffenen fordern, sich zahllose Male auf nicht vorhandene Stellen zu bewerben und sie dabei mit (teilweisem) Entzug des Existenzminimums zu bedrohen obwohl ich doch ganz genau weiß, dass die Decke für alle nicht nur zu kurz sondern auch noch viel zu löchrig ist?

Und ja, inzwischen scheint das öffentliche Interesse dahingehend gelenkt, dass man sich laut die Frage stellt, ob denn Millionen von Steuergeldern in Maßnahmen fließen müssen, die am Ende zwar eine – saubere Statistik – vorübergehend entstehen lassen, jedoch kaum Menschen tatsächlich in Arbeitsverhältnisse bringen, von deren Einkommen sie letztendlich ein Auskommen hätten? „Nicht immer, aber oft steckt eine gute und richtige Idee dahinter.“ (Zitat) Nicht immer aber oft ist eben nicht ausreichend und somit – ungenügend!

Alt bemängelt die „öffentliche Erregung“ aber ist nicht eben diese öffentliche Erregung ein Zeichen des Mangels an tatsächlichen Ergebnissen? Fatale Fehlentscheidungen einiger JC-Mitarbeiter benennt Alt öffentlich als – bedauerliche Einzellfälle. Wie viele dieser „Einzelfälle“ dahinter stecken, kann man leicht erkennen wenn man sich die Urteile überlasteter Sozialgerichte anschaut, die in hohen Prozentzahlen erlassene Bescheide der JC für falsch und nichtig erklären.

„Die Grundsicherung für Arbeitsuchende ist weder ein Beleg für einen „allmählich verkommenden Sozialstaat“ noch ein Patentrezept zur Einführung der Vollbeschäftigung.“ (Zitat) Ja was ist sie denn dann!? Ist sie etwa lediglich eine Steuergeldvernichtungsmaschine, die sich den Anschein gibt die soziokulturelle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu garantieren, dies jedoch absolut nicht tut?

„Es gab bislang kein Marketing für dieses mächtige und relativ neue System, das immerhin die Existenz von sechs Millionen Menschen sichert.“ (Zitat) Allein dieser Satz ist angefüllt mit so viel sozialem Sprengstoff, dass es einen wundern muss, weshalb die Detonation so lange auf sich warten lässt?! „Jobcenter als Synonym für sozialstaatlich gut organisierte Nächstenliebe“ (Zitat) Bevor – Jobcenter – als Synonym, wie in diesem Zitat gewünscht, für sozialstaatlich gut organisierte Nächstenliebe steht, da friert wohl eher die Hölle zu, werter Herr Alt!

Es tut mir leid, doch ich muss Ihnen mitteilen, dass ich persönlich Ihnen meine Wertschätzung für dieses kranke System versagen muss. Es tut mir leid, dass 6 Mio. Menschen die Wertschätzung für ihr eigenes Leben und ihre bisherige Lebensleistung so derart abgesprochen wird und es tut mir leid, dass Ihre Mitarbeiter von Ihnen selbst so derart wenig wertgeschätzt werden, dass es im Grunde jede Sau grausen tät!

„Alt & Weise“ ich wünschte, Sie würden es sein.

Mit freundlichem Gruß
- die Toffifee -

Weg mit der #Agenda2010

Quelle: via @Stephanie du Bois, May 09, 2015 at 05:06PM

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