Mittwoch, 5. August 2015

Unvergessliche Blicke!

Seit einem Monat befindet sich Ralph Boes im »Sanktionshungern« – ein Ende scheint nicht in Sicht Bislang hat das Jobcenter die Sanktionen gegen Ralph Boes nicht zurückgenommen. Am Sonntagabend verspeiste er am Brandenburger Tor die ihm durch das Jobcenter erteilten Lebensmittelgutscheine.

Weil er weiterhin jedes der sogenannten Vermittlungsangebote des Jobcenters ablehnte, strich das Jobcenter dem Berliner Erwerbslosen Aktivisten Ralph Boes im Juli zum achten Mal alle Leistungen. Aus Protest befindet er sich seither im »Sanktionshungern«, das er im Gegensatz zum Hungerstreik als unfreiwillige Maßnahme verstanden wissen will: 
»Man gibt mir nichts zu essen, um mich zu etwas zu zwingen. Ich hungere nicht – ich werde gehungert.« 
Am vergangenen Freitag lud der zuständige Sachbearbeiter seinen »Kunden« vor, um ihm Lebensmittelgutscheine auszuhändigen. Boes interpretierte dies als Versuch, ihn als Querulanten abzustempeln:
»Beantrage ich die Gutscheine, ist das Jobcenter aus der Verantwortung raus. Beantrage ich sie nicht, bin ich aus Sicht des Jobcenters ein Sturkopf – und ›selbst Schuld‹, wenn ich sterbe.« 
Dementsprechend renitent gab sich Boes vor Ort: 
»Ich riss ein Stück vom ersten Gutschein ab – und begann, ihn zu verspeisen.« 
Die Blicke des Jobcenter-Mitarbeiters, freute sich Boes über die gelungene Aktion, werde er »nicht vergessen«. Nach »einigen kritische Bemerkungen über den Geschmack des Papiers« erzählte Boes demnach seinem erstaunten Gegenüber, er werde nun mittwochs bis sonntags von 19 bis 22 Uhr am Hazy, Brandenburgnburger Tor »eine öffentliche Speisung mit den Gutscheinen vornehmen«. Am Sonntagabend begann diese Aktion des Mannes, der seit dem Beginn des Hungerns gut zehn Kilogramm abgenommen hat. Ralph Boes sitzt nun fünfmal wöchentlich abends an einem kleinen Tisch vor dem Hotel Adlon und empfängt Menschen zum Gespräch. Sein Ziel sei es nicht nur, die eigenen Sanktionen beendet zu sehen, sondern die Sanktionspraxis grundsätzlich als mit der Menschenwürde unvereinbar zu entlarven. Sorgen seiner Unterstützer begegnet Boes mit regelmäßigen Einträgen auf seinem Blog. Im aktuellsten Beitrag heißt es:
»Heute früh fühle ich mich pudelwohl. Anderen beim Essen zuzuschauen und den Geruch des Essens zu riechen, ist ein himmlisches Vergnügen.« [...]

Weg mit der #Agenda2010

Quelle: via @Norbertschulze, August 05, 2015 at 05:37PM

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