Samstag, 6. Juni 2015

Hartz IV erst ab 730 Euro monatlich menschenwürdig (Studie zum Existenzminimum)

Die aktuellen Hartz IV Sätze sind fast nur halb so hoch wie das notwendige, menschenwürdige soziokulturelle Existenzminimum. Dies ergab eine Studie von Lutz Hausstein unter dem Namen “Was der mensch braucht”. Der Studienführer Hausstein kommt zu dem Schluss, dass ein Erwachsener mindestens 730 Euro monatlich benötigt.

730 Euro sind Minimum
Der Wirtschaftswissenschaftler Lutz Hausstein kommt mit seiner umfangreichen Studie zu dem Schluss, dass die aktuell vom Gesetzgeber zur Verfügung gestellten und vom Bundesverfassungsgericht abgesegneten Hartz IV Sätze (Eck-Regelsatz aktuell 399 Euro monatlich) deutlich zu niedrig bemessen sind, denn nach seinen Berechnungen seien 730 Euro das absolute Minimum, welches ein Erwachsener monatlich zur Verfügung haben muss – zuzüglich der Wohnkosten.

Im Interview mit “Nachdenkseiten” erklärt der Wissenschaftler, dass die 399 Euro monatlich gerade so “die grundlegenden, physischen Lebensbedürfnisse abdecken”, mehr aber auch nicht. Eine soziokulturelle Teilhabe sei mit dem aktuellen Hartz IV Regelsatz nicht möglich oder muss nach Ansichts Haussteins “durch den Verzicht physischer Notwendigkeiten schmerzhaft gegenfinanziert werden”, wie er gegenüber “Nachdenkseiten” erklärt. Deutlich wird dies, so Hausstein, wenn man sich tiefer mit der Materie befasst und mehr ins Detail geht. So spricht er nach Gesprächen mit Betroffenen von demütigenden Situationen und zwangsweisem Verzicht auf einfachste Dinge, die für nicht vom Jobcenter abhängige Menschen zur Selbstverständlichkeit gehören. Als Beispiel nennt er im Interview den notgedrungenen Verzicht auf besuche von Verwandten, da man sich schämt, ohne Geschenke zu kommen, wenn man denn überhaupt in der Lage ist, die Anreise finanzieren zu können.

Auch die Gesundheit von Hartz IV Empfängern kann unter der Armut erheblich leiden, wenn beispielsweise Kranke die vom Arzt ausgeschriebenen Rezepte in der Apotheke mangels finanzieller Mittel nicht einlösen können oder auf notwendige Krankenhausaufenthalte verzichten.

Rückzug aus sozialer Öffentlichkeit
Für Betroffene von Hartz IV ist der Leistungsbezug häufig ein vollständiger Rückzug aus der sozialen Öffentlichkeit, da es Leistungsempfängern nach Meinung Haussteins an “allen Ecken und Kanten” an finanziellen Mitteln zur sozialen Teilhabe mangelt[...]

Weg mit der #Agenda2010

Quelle: via @Hartziv.org, June 02, 2015 at 07:11PM

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