Reinigungskräfte und Beschäftigte in Hotels und Gaststätten kommen mit ihren Einkommen oft nicht weit. Aber sie stehen mit vergleichsweise geringen Löhnen bei weitem nicht allein da.
Rund 3,38 Millionen Vollzeitbeschäftigte in Deutschland haben im Monat zuletzt weniger als 2000 Euro brutto verdient. Nach den jüngsten offiziellen Daten Ende 2017 waren das 16 Prozent, wie eine der Deutschen Presse-Agentur vorliegende Antwort des Bundessozialministeriums auf eine Anfrage der Linken zeigt. Die Abgeordnete Sabine Zimmermann hatte anlässlich des Tages der Arbeit am 1. Mai danach gefragt.
Mehr als jeder Vierte im Osten verdient weniger als 2000 Euro brutto
In Westdeutschland kamen 2,32 Millionen Vollzeitbeschäftigte (13,5 Prozent) auf weniger als 2000 Euro brutto, in Ostdeutschland 1,06 Millionen (27,5 Prozent).
Große Lohn-Unterschiede zwischen den Branchen
Die Branchenunterschiede sind groß. Das zeigt eine weitere der dpa vorliegende Antwort, die das Sozialministerium unabhängig davon auf eine kleine Anfrage von René Springer gegeben hat: So bildeten bei den hauptsächlichen Berufsgruppen die Beschäftigten der Reinigungsberufe mit einem mittleren Bruttoeinkommen von 1861 Euro Ende 2017 das Schlusslicht – gefolgt von den Arbeitnehmern im Tourismus, bei Hotels und Gaststätten mit 1961 Euro.
Es folgen die Land-, Tier- und Forstwirtschaftsberufe mit 2154 Euro für die Beschäftigten im Mittel, die Lebensmittelherstellung und -verarbeitung mit 2165 Euro, die nichtmedizinischen Gesundheits- und Pflegeberufe mit 2353 Euro und die Berufe im Verkauf mit 2411 Euro. Am oberen Ende der Skala sind die Angehörigen der Informatik- und IT-Berufe mit im Mittel 4926 Euro brutto im Monat.
„Viel zu viele Beschäftigte werden mit Niedriglöhnen abgespeist“
Aber auch ein hohes Anforderungsniveau schützt nicht in allen Branchen vor vergleichsweise niedrigem Einkommen: So kommen in Ostdeutschland Fachkräfte in der Werbung nur auf 1902 Euro im Mittel und Spezialisten in Gartenbau und Floristik auf 2201 Euro. Fachkräfte insgesamt verdienen im Mittel im Westen 3098 Euro und im Osten 2375 Euro.
„Viel zu viele Beschäftigte werden mit Niedriglöhnen abgespeist“, sagte Zimmermann. So sorgten Inflation und vielerorts explodierende Mieten dafür, dass man mit unter 2000 Euro brutto nicht mehr weit komme. „Es ist ein Skandal, dass insbesondere der Osten weiterhin so deutlich abgehängt ist“, so die Arbeitsmarktexpertin ihrer Fraktion. Von der Bundesregierung forderte Zimmermann unter anderem eine Erhöhung des Mindestlohns von 9,19 Euro auf 12 Euro und die Abschaffung von Leiharbeit.
DGB-Kundgebung am 1. Mai unter dem Motto: „Europa. Jetzt aber richtig!“
Zum Tag der Arbeit am 1. Mai tritt die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung traditionell für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne ein. Er wird seit fast 130 Jahren begangen. In Deutschland gab es am 1. Mai 1890 erstmals Massendemonstrationen. Damals wurde der Acht-Stunden-Tag gefordert. In diesem Jahr stellt der Deutsche Gewerkschaftsbund die Kundgebungen unter das Motto: „Europa. Jetzt aber richtig!“ Dabei will der DGB auch für Mindestlöhne eintreten, die je nach Lohnniveau der Mitgliedsstaaten vor Armutsrisiko schützen sollen.
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Weg mit der #Agenda2010
Quelle: via @Norbertschulze, April 29, 2019 at 04:28AM
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