Was die beiden jungen Männer am Montag vor Gericht erzählten, lässt einen etwas ratlos zurück: 21 und 20 Jahre alt sind sie, beide Schweizer, haben ihre Ausbildung abgebrochen oder gar nie eine angefangen, leben von der Sozialhilfe und scheinen den Ernst der Lage nicht wirklich erkannt zu haben.
«Ich bereue die Taten zutiefst und hoffe auf eine bessere Zukunft», sagt zwar der Ältere. Allein, wie er sein Leben verbessern will, dazu hat der 21-Jährige keinen konkreten Plan. Er weiss nur, was er nicht möchte: 36 Monate ins Gefängnis, beziehungsweise in eine Einrichtung für junge Erwachsene, und dort endlich eine Lehre abschliessen, wie dies der Staatsanwalt beantragt.
«Ich wäre motivierter, wenn ich das alleine durchziehen könnte», versichert der junge Mann. Das ist ihm allerdings in den zwei Jahren seit seinen Taten nicht gelungen. Vor Gericht steht er, weil er im Jahr 2013 zwei Tankstellen überfallen hat.
Der ältere Angeschuldigte bestreitet nicht, dass er am 26. Mai 2013 die Coop-Pronto-Tankstelle in Bern-Bethlehem ausgeraubt hat. Er tat dies gemeinsam mit einem Komplizen, über den er während der Strafuntersuchung keine Angaben machen wollte. Deshalb konnte dieser Mann nie ausfindig gemacht werden.
Die Räuber bedrohten zwei Kassiererinnen mit einer täuschend echt aussehenden Pistolenattrappe und einem Schmetterlingsmesser. Sie erbeuteten etwas über 6000 Franken. Verhaftet werden konnte nur einer der beiden Täter: Dies, weil er im August 2013 ein zweites Mal eine Tankstelle überfiel.
Dieses Mal im Liebefeld und mit einem anderen Helfer, der ebenfalls vor Gericht steht. Der jüngere Angeschuldigte konnte vor der Tankstelle mit einer Beute von rund 2000 Franken gestoppt werden – und verriet den Namen des Anführers. Der jüngere Täter sagt, er habe nur deshalb mitgemacht, weil er dem älteren Geld schuldete. «Er drohte, mir oder meinen Freunden etwas anzutun, wenn ich mich nicht am Überfall beteilige». Auch für den Staatsanwalt ist klar, dass die Initiative vom Älteren ausging. «Auf dem Überwachungsvideo ist zu erkennen, dass er die treibende Kraft war.» Zudem habe er zwei Monate davor schon die Tankstelle in Bern-West überfallen.
Wieso der mutmassliche Haupttäter die beiden Tankstellen überfallen hat, wurde nicht ganz klar. Beim ersten Mal habe er sich finanziell absichern wollen, weil er Angst gehabt habe, dass ihm nach dem Hinschmeissen der Lehre die Sozialhilfe gekürzt werde, sagt er. Er bestreitet, seinen Kollegen für den zweiten Überfall unter Druck gesetzt zu haben. «Er brachte die Idee ins Spiel, eine Post zu überfallen. Ich schlug eine Tankstelle vor. Wir haben das also mehr oder weniger zusammen organisiert.»
Der Verteidiger des Haupttäters beantragt eine deutlich kürzere und vor allem bedingte Strafe für seinen Mandanten. «Die Untersuchungshaft war für ihn ein Schuss vor den Bug. Eine Freiheitsstrafe bringt ihn nicht weiter», sagte der Anwalt. Das Urteil soll am Dienstag bekannt gegeben werden.
Quelle: via @BernerZeitung, April 14, 2015 at 12:39AM
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