Denunziation statt Argumentation. Wie Kritiker der USA zum Schweigen gebracht werden sollen - Von WERNER PIRKER, 13. Januar 2014 -
[...] Der ungarische marxistische Philosoph Georg Lukacs schrieb im Nachwort zu seiner 1954 veröffentlichten Schrift "Die Zerstörung der Vernunft", dass die USA als "führende Macht der imperialistischen Reaktion" die Stelle des faschistischen Deutschland eingenommen hätten. Eine Äußerung, die ihn heutzutage umgehend vor den Richterstuhl der "political correctness" bringen würde. Zumal er auch noch schrieb: "Die ‚antitotalitaristische‘ Ideologie nimmt immer ausgeprägtere faschistische Züge an." (S. 198) Den aufgeklärten liberalen Kreisen und deren rabiaten Übertreibern, den als "Antideutsche" auftretenden deutschen Neocons, gelten die Vereinigten Staaten indessen als eine antifaschistische Macht ("USA – Antifa!").
Der postmoderne Antifaschismus stellt keineswegs die Negation der Totalitarismustheorie dar, sondern deren Fortsetzung. Nach dem Ausfall des antikommunistischen Feindbildes hat der Faschismus, nicht ohne Grund zumeist als Nationalsozialismus bezeichnet, das Gegenbild zum neoliberalen Vorbild abzugeben. Horkheimers berühmte Aussage: "Wer über den Kapitalismus nicht reden will, soll über den Faschismus schweigen" sieht sich in ihr Gegenteil verkehrt: Wer über den Sozialismus nicht reden will, soll über den Nationalsozialismus schweigen. Dass sich an dieser geschichtsrevisionistischen Umdeutung auch ein Dietmar Bartsch, der den Nationalsozialismus als entarteten Sozialismus bezeichnete, beteiligt, lässt erkennen, wie tief auch Teile der Linkspartei bereits im antikommunistischen Sumpf stecken.
Der Mainstream-Antifaschismus, der erst salonfähig wurde, als Hitlers Kriegsziel, die Zerstörung der Sowjetunion doch noch Wirklichkeit geworden war, ist ein wichtiges Transportmittel der amerikanischen Ideologie. Die USA erscheinen als Hort der individuellen Freiheit, der Aufklärung und der modernen Zivilisation. Diesem "Antifaschismus" ist jegliche Kapitalismus-Kritik suspekt, ihn kennzeichnet vielmehr offene Kapitalismus-Apologie. Bei den "Antideutschen" heißt das: Kritik am "regressiven Antikapitalismus". Kapitalismus-Kritik, die über die Kritik an einem abstrakten gesellschaftlichen Verhältnis hinausgeht, die Subjekte benennt und vom sozialen Antagonismus nicht abstrahiert, gilt als im höchsten Maß verwerflich. Denn läuft das nicht auf die Suche nach Sündenböcken hinaus? Man weiß, wo das hinführt.[...]
Quelle: http://Grilleau.blog.de
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[...] Der ungarische marxistische Philosoph Georg Lukacs schrieb im Nachwort zu seiner 1954 veröffentlichten Schrift "Die Zerstörung der Vernunft", dass die USA als "führende Macht der imperialistischen Reaktion" die Stelle des faschistischen Deutschland eingenommen hätten. Eine Äußerung, die ihn heutzutage umgehend vor den Richterstuhl der "political correctness" bringen würde. Zumal er auch noch schrieb: "Die ‚antitotalitaristische‘ Ideologie nimmt immer ausgeprägtere faschistische Züge an." (S. 198) Den aufgeklärten liberalen Kreisen und deren rabiaten Übertreibern, den als "Antideutsche" auftretenden deutschen Neocons, gelten die Vereinigten Staaten indessen als eine antifaschistische Macht ("USA – Antifa!").
Der postmoderne Antifaschismus stellt keineswegs die Negation der Totalitarismustheorie dar, sondern deren Fortsetzung. Nach dem Ausfall des antikommunistischen Feindbildes hat der Faschismus, nicht ohne Grund zumeist als Nationalsozialismus bezeichnet, das Gegenbild zum neoliberalen Vorbild abzugeben. Horkheimers berühmte Aussage: "Wer über den Kapitalismus nicht reden will, soll über den Faschismus schweigen" sieht sich in ihr Gegenteil verkehrt: Wer über den Sozialismus nicht reden will, soll über den Nationalsozialismus schweigen. Dass sich an dieser geschichtsrevisionistischen Umdeutung auch ein Dietmar Bartsch, der den Nationalsozialismus als entarteten Sozialismus bezeichnete, beteiligt, lässt erkennen, wie tief auch Teile der Linkspartei bereits im antikommunistischen Sumpf stecken.
Der Mainstream-Antifaschismus, der erst salonfähig wurde, als Hitlers Kriegsziel, die Zerstörung der Sowjetunion doch noch Wirklichkeit geworden war, ist ein wichtiges Transportmittel der amerikanischen Ideologie. Die USA erscheinen als Hort der individuellen Freiheit, der Aufklärung und der modernen Zivilisation. Diesem "Antifaschismus" ist jegliche Kapitalismus-Kritik suspekt, ihn kennzeichnet vielmehr offene Kapitalismus-Apologie. Bei den "Antideutschen" heißt das: Kritik am "regressiven Antikapitalismus". Kapitalismus-Kritik, die über die Kritik an einem abstrakten gesellschaftlichen Verhältnis hinausgeht, die Subjekte benennt und vom sozialen Antagonismus nicht abstrahiert, gilt als im höchsten Maß verwerflich. Denn läuft das nicht auf die Suche nach Sündenböcken hinaus? Man weiß, wo das hinführt.[...]
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