Knapp 2 Millionen Kinder in Deutschland leben von Hartz 4. Das ist ein Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, die auf der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Arbeitsmarkt in Zahlen, Kinder im SGB II) basiert und jetzt veröffentlicht wurde. 14,7 Prozent aller Kinder sind danach auf die staatliche Grundsicherung angewiesen.
Und: die Kinderarmut hat die Tendenz zu wachen.
Hartz 4 Sätze für Kinder nicht angemessen
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Berechnung der Hartz-IV-Sätze für Kinder ist nicht angemessen. Der Grund liege darin, dass sich die Berechnungsgrundlagen am unteren Einkommensrand der Gesellschaft orientieren und die Bedarfe von jungen Menschen nicht ausdrücklich fokussieren.
Ursachen und Folgen der Kinderarmut wenig erforscht
Der Studie werte fast 60 Untersuchungen der letzten 20 Jahre aus, welche sich zumindest teilweise mit den Folgen von Armut in der Kindheit beschäftigten. Es gäbe aber bisher keine systematische und wissenschaftliche Aufarbeitung der Folgen und Auswirkungen von Armut für Kinder.
Die Situation von armen Kindern über mehrere Jahre hinweg sei noch nicht untersucht worden. Die spärlichen gesicherten Erkenntnisse stammten zudem aus veralteten Erhebungen.
Zu diesen wenigen Erkenntnissen zählten folgende Fakten: Je länger Kinder in Armut leben, desto gravierender sind die Folgen. Arme Kinder wachsen sozial isolierter auf, haben gesundheitliche Nachteile und häufiger Probleme auf ihrem Bildungsweg als Kinder gleichen Alters mit finanziell besser gestellten Eltern.
Und die Studie hat ergeben: Die Mehrheit der betroffenen Kinder leben über längere Zeit in in Armut. Durchschnittlich sind ihr zufolge knapp 57 Prozent der betroffenen Kinder zwischen 7 und 15 Jahren mehr als drei Jahre auf Hartz 4 Leistungen angewiesen.
Problematisch bei den Untersuchungen zur Kinderarmut und ihren Folgen sei, dass ein einheitlicher Maßstab für das Ausmaß der Kinderarmut fehle. Einige Studien knüpften an den Anteil Minderjähriger in staatlicher Grundsicherung an, andere an der relativen Einkommensarmut, wonach Haushalte mit einem Nettoeinkommen von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens als arm gelten. Weitere Studien basieren auf Lebensstandard-Statistiken.
Die Bertelsmann Studie greift auf einen multidimensionalen Ansatz zurück. Dort wird sowohl die materielle, die soziale, die kulturelle als auch die gesundheitliche Lage der betroffenen Kinder betrachtet. Dieser Ansatz geht auf die sogenannten AWO-ISS-Studien aus den Jahren zwischen 1999 und 2010 zurück.
Steigenden Kinderarmut
Die Hartz 4 Quote der unter 18-Jährigen in Hartz-4-Haushalten in den westlichen Ländern kletterte von 12,4 Prozent im Jahr 2011 auf 13,2 Prozent im Jahr 2015. In den östlichen Bundesländern sank um 2,4 Prozentpunkte, stagnierte aber mit 21,6 Prozent auf hohem Niveau.
Kinder alleinerziehender Eltern besonders gefährdet
Besonders stark betroffen sind Kinder, die bei nur einem alleinerziehenden Elternteil leben sowie jene, die mit zwei oder mehr Geschwistern aufwachsen. Mehr als die Hälfte aller Kinder im Hartz-4-Bezug lebt bei nur einem Elternteil (eine knappe Million), oft der Mutter. 36 Prozent der Kinder im Hartz-4-Bezug haben zwei oder mehr Geschwister. Außerdem lässt sich feststellen, dass ist die Kinderarmut in Städten weit höher als in ländlichen Gebieten ist: Bremerhaven nimmt die traurige Spitzenposition ein. Dort liegt die Quote der unter 18-Jährigen in Hartz-4-Bezug bei 40,5 Prozent. Danach folgen Gelsenkirchen (38,5 Prozent), Offenbach (34,5 Prozent), Halle (33,4 Prozent), Essen (32,6 Prozent) und Berlin (32,2 Prozent). Bayern und Baden-Württemberg haben mit 6,8 Prozent bzw. 8,0 Prozent die geringste Kinderarmut zu verzeichnen.
Der Beitrag Thema Hartz 4: Kinderarmut in Deutschland erschien zuerst auf News.
Weg mit der #Agenda2010
Quelle: via @Sozialhilfe24.de, September 12, 2016 at 03:07PM
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