Angeblich nur 2,6 Millionen ohne JobSo viele Arbeitslose gibt es wirklich in Deutschland
dpa/Ole SpataDie Vergabe von Stellen soll schneller gehandhabt werden.
Laut aktueller Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren im Mai so wenige Menschen in Deutschland arbeitslos wie seit 25 Jahren nicht mehr. Doch es gibt viele, die aus der Statistik gestrichen werden – nicht immer freiwillig: FOCUS Online zeigt die bittere Wahrheit hinter den schönen Zahlen.
In deutschen Unternehmen entstehen jährlich Tausende neue Jobs – der positive Trend hält seit Jahren an. Allein im April gab es nach Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) 31,21 Millionen reguläre Arbeitsplätze. Das sind 681.000 Stellen mehr als vor einem Jahr.
Jetzt feiert die Bundesagentur für Arbeit einen neuen Rekord. Laut aktueller Zahlen waren im Mai nur noch 2.664.014 Menschen arbeitslos – so wenig Menschen wie seit 25 Jahren nicht mehr.
Doch die Wahrheit ist: In Deutschland gibt es deutlich mehr Menschen, die nicht am Erwerbsleben teilnehmen können oder wollen. Sie werden von der Statistik jedoch nicht erfasst. Wenn Arbeitslose krank sind, einen Ein-Euro-Job haben oder an Weiterbildungen teilnehmen, werden sie nicht als arbeitslos gezählt.
Viele der Arbeitslosen, die älter als 58 Jahre sind, tauchen in der offiziellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit nicht auf. Auch wer sich über Zeitarbeitsfirmen oder privat einen Job sucht, wird nicht erfasst. Und das obwohl er keine Arbeit hatte.
3,6 Millionen „Unterbeschäftigte“
Dazu kommen nun 163.976 Erwerbslose, die über 58 Jahre alt sind, Arbeitslosengeld oder Hartz-IV erhalten. Das geht aus einer Auswertung des Statistischen Bundesamts hervor.
Weiter haben im Vormonat 205.886 Menschen einen Job über private Vermittler – etwa Zeitarbeitsfirmen gesucht. Auch sie werden ausgeblendet. Genauso wie die 116.518 Menschen, die an einer Fortbildung der Bundesagentur für Arbeit teilnahmen. Sie lernen zum Beispiel, wie man sich richtig bewirbt oder einen PC bedient.
Gleiches gilt für Ein-Euro-Jobber. Sie erhalten zwar Arbeitslosengeld, arbeiten jedoch in Städten und Gemeinden für weniger als zwei Euro die Stunde. Für die Bundesagentur sind sie erwerbstätig und tauchen deshalb nicht in der Statistik auf. Und wer nicht vermittelbar ist, etwa weil er keine Schulausbildung hat, gilt auch nicht als arbeitslos. Das sind in Deutschland etwa 89.000 Menschen.
Insgesamt kommen so 864.000 Arbeitslose hinzu, die von der Statistik nicht mitgezählt werden. Die Zahl der Arbeitslosen, die von den Behörden als „Unterbeschäftigte“ bezeichnet werden,liegt also bei 3,6 Millionen Menschen.
Wer sich um die Familie kümmert, bleibt außen vor
Doch abgesehen von den „Unterbeschäftigten“ gibt es viele Menschen, die die Bundesagentur überhaupt nicht kennt, weil sie gar nicht erfasst wurden. Junge Mütter etwa, die nach ihrer Elternzeit ins Berufsleben zurückkehren wollen: Wenn sie keinen Job finden, bekommen sie kein Arbeitslosengeld. Stattdessen müssen sie Hartz-IV beantragen.
Auch Arbeiter, die freiwillig aus dem Berufsleben aussteigen, etwa um ihre kranken Eltern zu pflegen, werden nicht vom System erfasst. Sie beziehen in der Regel Pflegehilfe. Gleiches gilt für schwer Kranke, die nicht mehr arbeiten können: Sie gelten als dauerarbeitslos und werden ebenfalls aus der Statistik gestrichen. Schätzungen zufolge liegt die Dunkelziffer hier bei rund 750.000 Menschen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung an die Linken-Fraktion aus dem vergangenen Jahr hervor.
6,91 Millionen Menschen auf staatliche Hilfe angewiesen
Wobei damit gerechnet werden muss, dass die Anzahl der Bedürftigen mindesten bei Ca. zwanzig-millionen liegen müsste, wenn man alle zählen tät.
Menschen, die vor dem Start ihrer Selbstständigkeit stehen und einen Gründerzuschuss bekommen, gelten ebenfalls als nicht arbeitslos – obwohl sie noch nicht erwerbstätig sind.
Staatliche Hilfe bekommen zudem Senioren, die ihre Rente aufstocken müssen oder Menschen, die trotz Arbeit in Armut leben. Auch 1,7 Millionen Kinder sind auf Hartz-IV angewiesen.
Obwohl die Arbeitslosigkeit derzeit so niedrig ist wie seit 1991 nicht mehr, erhielten im Mai 2016 laut Bundesagentur für Arbeit insgesamt 6,91 Millionen Menschen Arbeitslosengeld oder Hartz-IV-Leistungen. Das sind fast zweieinhalb Mal so viele Menschen wie vor 25 Jahren. Diejenigen, die freiwillig oder unfreiwillig auf Hilfen verzichten, sind dabei nicht einmal eingerechnet.
So viel Geld verschleudert die Bundesregierung für PR-Aktionen
FOCUS Online/Wochit, So viel Geld verschleudert die Bundesregierung für PR-Aktionen
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Quelle: via @Norbertschulze, June 04, 2016 at 07:37AM
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