Freitag, 27. Mai 2016

1000 Tage 100% sanktioniert – ein guter Grund zum Feiern?

Heute auf den Tag genau sind es 1000 Tage seit Fritz Müller99 von den Schweizer Behörden zu 100% sanktioniert wird.

Mich interessiert, was Fritz Müller99 heute bewegt. Überleben in einem Land, in dem das meiste nur gegen Geld erhältlich ist.

Eigentlich wollte ich die Korken knallen lassen und eine längere Abhandlung schreiben und natürlich mit Fritz Müller99 ein Interview führen.

Doch zum Hartz-IV Thema wurde schon alles gesagt, es gibt nichts, worüber es sich lohnen würde, zu sprechen – oder?!

Wie es wohl Fritz Müller99 nach 1000 Tagen des Leidens ergehen mag? Und all die Menschen, die in der Schweiz das gleiche/ähnliche Schicksal erleiden. Natürlich ist da die quälende Frage, dass Fritz Müller99 seit dem Verlust seiner Erwerbsarbeit 18'058 Stunden an gemeinnütziger Arbeit geleistet hat, dass ihn die gleiche Gesellschaft dafür mit 1000 Sanktionstagen abstraft. Als Dank darf Fritz Müller99 dann noch zusätzlich seit 575 Tagen auf der Strasse schlafen. Immerhin beträgt sein Anteil der Wertschöpfung in Franken gerechnet für seine ehrenamtliche Tätigkeit um die CHF 632'000.-. Ein ganz schöner Batzen (vgl. Grafik oben). Wie kann das sein? Bei dieser Rechnung verstehe ich einfach die Welt nicht mehr! Da gibt einer alles für die Gemeinschaft und bekommt als Gegenleistung nichts?

Hauptsache, uns in der Schweiz geht es gut und wir haben ein ausgebautes, solides und gerechtes Sozialsystem! Dieser Satz wird oft im Beobachter Forum und in anderen einschlägigen Propagandakanälen von staatlich bezahlten Trollen wiederholt. So oft, bis es alle glauben. Deshalb legen voraussichtlich die meisten SchweizerInnen am 5. Juni 2016 bei der BGE Abstimmung ein Nein in die Urne, weil viele nicht wahrnehmen (wollen), was um sie herum wirklich passiert?! Handy und Newskonsum hin oder her?!

Durch das schweizerische Sanktionsregime mit Namen «TAP Schweiz», «Hartz-IV», «IV Debakel» und Co. müssen hilfebedürftige Menschen, Kürzungen bis Null in Kauf nehmen. Das müsste zwischenzeitlich der letzte Hinterwäldler in der Schweiz eigentlich mitbekommen haben.

Durch den Wegfall ihres Existenzminimums sie, diese Nicht-Menschen gewaltvoll dazu gezwungen werden unter anderem a) sinnlose Tätigkeiten auszuüben, die eine astronomische finanzielle Belastung des Staates mit sich bringen b) ihre Arbeitskraft zu Billigstlöhnen oder unbezahlt zur Verfügung zu stellen, wodurch weitere Arbeitsplätze gefährdet werden bzw. verloren gehen c) Massen an aussichtslosen Bewerbungen auf nicht vorhandene Jobs zu versenden d) ihren Briefkasten täglich zu leeren, obschon Obdachlose in der Schweiz i.d.R. keine Briefkästen mehr haben.

Diese Dinge haben nichts mehr mit Arbeitsanreizen zu tun, sondern mit Arbeitszwang, moderner Sklaverei, öffentlicher Stigmatisation und offenem Strafvollzug, Obdachlosigkeit und Hunger inklusive. Die Nothilfe- und Sozialhilfe Antragstellenden werden durch oben beschriebene Massnahmen nicht wie von den Unterstützern vertreten gefördert, sondern blockiert. Unter Existenzangst und Zwangsmassnahmen leidende Menschen haben es unbestritten schwerer ihr Potential entfalten zu können und ihren Weg zu finden, um einen wirklich nützlichen und für sie passenden Beitrag an der Gesellschaft leisten zu können.

Der an Fritz Müller99 vollzogene offene Straffvollzug hat ihn, wie er mir erzählt, in seinen Unternehmungen im Dienste der Gemeinschaft anfangs extrem gehemmt – er war wie gelähmt.

Nachdem er Mittel und unkonventionelle (illegale?) Wege finden musste – gefunden hat – es blieb ihm nichts anderes übrig – wir – die Gemeinschaft – haben ihn dazu gezwungen, ohne Geld überleben zu müssen – hat er nun wieder mehr Energie, sich den Bedürfnissen und Sorgen anderer Menschen anzunehmen. Ganz die offene und liebenswerte Art von Fritz Müller99, so wie ich ihn seit je her kenne. So funktioniert die maslowschen Bedürfnispyramide. Erst wer die unterste Stufe überwunden hat ist befähigt, anderen etwas geben zu können, selbstlos – einfach nur, weil er oder sie existiert.

Dass Fritz Müller99 in der Schweiz 1000 Tage überlebt hat, finde ich, ist heute ein guter Grund zum Feiern!

Also stossen wir u.a. auf ihn und ähnlich betroffenen Menschen an! Es sind viele! In der Schweiz sind es zirka 8 Millionen, abzüglich des einen Prozent um genau zu sein. Kommt alle nach Basel am Sonntag, 5. Juni 2016, ab 10:00 Uhr [Grundeinkommen | Das Fest]

Anita ZerkIn diesem Sinne – in 9 Tagen ist die BGE Abstimmung. Es geht um das bedingungslose Grundeinkommen in der Schweiz.

Wer mit Nein abstimmt, sollte sich überlegen, was das Wort "Bedingung" bzw. "bedingungslos" bedeutet. Vor allem was es für die Menschen bedeutet, die aus welchen Gründen auch immer, diese Bedingungen, die an ein Grundeinkommen, sprich Sozialhilfe, gekoppelt sind, nicht erfüllen (können).

Wer mit Nein abstimmt, spricht süchtige Menschen, Menschen mit und ohne Behinderung, Kranke, Renitente oder Menschen, die von den Richtern oft und unbegründet als Schwerst-Renitent bezeichnet werden, ihre (wirtschaftliche) Existenzberechtigung ab.

Wer mit Nein abstimmt, ignoriert heute geltendes Grundrecht.

Wer mit Nein abstimmt, a) sagt Ja zu dem menschenunwürdigen und brutalen Sanktionsregime, das heute in der Schweiz praktiziert wirdfa**smus pur b) sagt Ja zu den heutigen und kommenden Massenunruhen und -Protesten in der Schweiz c) sagt Ja zu Bespitzelung und Überwachung d) sagt Ja dazu, dass Menschen in mehr als 40 Fällen in ihren Grundrechten beschnitten werden dürfen e) sagt Ja zu Slums und Waldmenschen in der Schweiz f) sagt Ja zu der Massenverelendung von Gruppen und staatlich geförderten Massenverelendungsprogrammen für Gruppen g) sagt Ja dazu, dass Menschen krank und unbehandelt vor sich hinvegetieren, (frühzeitig) sterben h) sagt Ja dazu, dass junge Menschen ihren Fähigkeiten entsprechend nicht ihren Beruf erlernen und ergreifen dürfen i) sagt Ja dazu, dass (renitenten) Müttern/Vätern, die durch Sanktion ihre Obdach verloren haben, ihre Kinder weggenommen werden dürfen k) sagt Ja dazu, dass ein Mensch durch Sanktion und richterliche Verfügung indirekt getötet werden darf – Punkt!

In der Schweiz muss deshalb an jedem zweiten Tag ein Mensch sterben! Nein wirklich? Das kann doch nicht sein?! Oh, doch – Morgen ist ein guter Tag zu sterben (..) endlich sind wir bei dem Punkt angekommen, wo die wirklich wichtigen BGE Fragen ins Spiel kommen (..)

Zum Nachlesen: http://tapschweiz.blogspot.ch/2016/05/1000TageSanktioniert.html

Liebe Grüsse aus der ach so guten und sicheren Hoch-Glanz-Schweiz.

Bern, 27. Mai 2016

Eure


Alias Anita Zerk

PS: Wenn Sie diesem Beitrag ein «Like» geben, dann finden sie nicht den Vorgang der „Ausgrenzung“ und die „(Behörden-) Willkür“ gut, sondern dass Menschen die Erinnerung an die stigmatisierten Opfer einer asozialen Politik wach halten.

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Fragen zu "Finanzierbarkeit" o.ä. bitte anderswo diskutieren – danke.




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Quelle: via @TAP Schweiz, May 27, 2016 at 05:50PM

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