Sonntag, 15. Mai 2016

Testament eines Hartz IV Empfängers

Wieviel Würde braucht der Mensch- oder das Testament eines Hartz IV`lers. Eine Geschichte von H.J. Graf

(H. J. Graf schrieb erschütternd lebensnahe Kurzgeschichte über ein Hartz IV Opfer)

Leise dringen die Geräusche von der Straße in das einzige Zimmer der Wohnung. Ein Ein-Zimmer-Appartement mit Kochgelegenheit und kleinem Bad. Karg eingerichtet, mit Möbeln die schon bessere Zeiten gesehen haben. Abgestimmt aufeinander sind sie keinesfalls. Eher eingerichtet nach dem mehr oder minder gefüllten Geldbeutel. Die langsam einsetzende Dunkelheit wird durch einen fahlen Lichtschein einer Stehlampe durchschnitten. Aus einem alten Radiorekorder erklingt Stefan Remmlers „Vogel der Nacht“ und verbreitet grenzenlose Traurigkeit in der Szenerie. Der Blick schweift umher und findet jemand liegen auf einer alten Couch unter

dem Fenster. Die Hände zum Gebet gefaltet, ein entspanntes und fast schon fröhliches Gesicht. Auf dem Tisch, neben der Couch, ein Sammelsurium an Medikamenten, ein Glas mit weißlichem Belag auf seinem Boden. Kein Atemzug durchbricht die Stille des Moments. Ein Leben hat sein Ende gefunden.

Ein scheinbar zufriedenes, bleiches Gesicht. Ein regloser, eingefallener Körper. Wachsgelbe schmale Finger die ineinander greifen ruhen auf ihm. Das letzte Zeugnis eines menschlichen Lebens. Neben dem Glas, auf dem Tisch, finden sich einige Seiten die derjenige wohl noch beschrieben hat. Näher betrachtet erweisen sie sich als sein Testament. Nein, nichts materielles hinterlässt er, lediglich die Geschichte eines zerstörten Lebens. Ein Leben, das letztlich sein Ende in einer verzweifelten Lage fand. Aber, wollen wir doch einfach mal seine Aufzeichnungen lesen.

Er hatte eine schöne und behütete Kindheit in seiner Familie. Eltern, die immer um das Wohl der Kinder bemüht waren. Lieber verzichteten sie selbst auf Annehmlichkeiten, damit die Kinder nichts von der manchmal schon vorhandenen Not merkten. Sein Vater, ein Hilfsarbeiter, der keine Ausbildung machen konnte, da die Großmutter nur eine Ausbildung zahlen konnte. Zu Gunsten seines jüngeren Bruders verzichtete er auf eine Ausbildung und schlug sich als Hilfsarbeiter durch. Die Mutter, einst Altenpflegerin, konnte den Beruf wegen Bandscheibenproblemen nicht mehr ausüben. Sie arbeitete als Putzfrau, Arbeiterin in Fabriken. Und doch hatten die Kinder, was sie brauchten. Und es reichte auch manchmal dafür, einen Schüleraustausch zu finanzieren oder für einen Aufenthalt im Ausland. Jedoch manchmal wurde ihm in der Schule schon klar, dass seine Eltern keineswegs zu den wohlhabenden der Gesellschaft gehörten. Er konnte nicht immer mit den „Modeerscheinungen“ seiner Zeit mithalten und bekam dies auch immer wieder durch die spezielle Aufmerksamkeit seiner Klassenkameraden zu spüren. Richtig eng wurde es allerdings, als der Vater aus Krankheitsgründen seine Stellung verlor und nicht mehr arbeiten konnte. Er fing an zu trinken. Nein, geschlagen hat er niemals jemanden aus der Familie, aber trotzdem kann Alkoholsucht auch so ein großes Problem sein. Trotz aller Liebe, die er in der Kindheit spürte, verlor einige Jahre seiner Teenagerzeit um schnellstens erwachsen zu werden.

Der Vater erkrankte immer mehr, Mutter und Schwester begannen ebenfalls zu trinken. Immer wieder sah er sich zwischen den Fronten gefangen und als Puffer der alkoholischen Auseinandersetzungen fand er sich wieder. Freunde mit nachhause nehmen, nein, das wollte er nicht. Vielleicht sahen sie dann seinen Vater, seine Mutter oder Schwester wenn sie betrunken waren. Nein, das wollte er nicht, da schämte er sich. Die Schwester unternahm zwei Selbstmordversuche. Bei einem entdeckte er sie noch rechtzeitig, beim anderen erfolgte eine Einweisung in psychiatrische Behandlung. Die Mutter litt immer wieder unter starken Anfällen von Atemnot. Der Vater starb langsam vor sich hin in unsäglichen Schmerzen durch kaputte Knochen und inneren Erkrankungen. Und doch liebte er seine Familie aus ganzem Herzen. Er wünschte sich so sehr, allen einmal eine große Freude bereiten zu können mit etwas, das sie alle vielleicht noch nie gehabt hatten. Mal einen gemeinsamen Urlaub, vielleicht ein Haus, oder …?

Mit 17 ½ Jahren wollte er den Führerschein beginnen, damit er ab und zu mit dem Vater rausfahren konnte. Der Vater hatte zwar einen Führerschein, konnte aber schon länger nicht mehr Auto fahren. Einfach mal mit ihm wegfahren, und der Mutter, raus an schöne Orte. Nein, das sollte nicht sein. Drei Monate bevor er frühestens hätte mit der Ausbildung zum Führerschein beginnen können, starb sein Vater. Nach langem Kampf mit dem Rentenversicherungsträger, Zeiten in denen die Familie nichts zu essen hatte, genehmigte man ihm schließlich doch eine Rente. Diese bekam er 12 Monate und starb. Der Schreiber wunderte sich, warum er trotz der tiefen Trauer, die er in sich hatte doch auch eine gewisse Erleichterung spürte. Vielleicht weil er den Kampf seines Vaters, seine oftmals unsäglichen Schmerzen und die Qual mit erlebt hatte? Ein wenig schämte er sich schon für dieses leichte Gefühl von Entlastung.

Mit Führerschein und kurz danach der Mittleren Reife ging er ins „wahre Leben“ hinaus. Er hatte sich entschieden für die Ausbildung zum Krankenpfleger. Bereits hier erfuhr er, was es heißt diskriminiert zu werden. Die Stadt ließ ihn seine Ausbildung nur machen, nachdem er sich mit Unterschrift verpflichtete, Gewicht abzubauen. Denn wer im öffentlichen Dienst arbeiten wollte, der durfte nicht zu dick sein. Allerdings auch nur an der Basis, wie er meinte, denn je höher die Stelle, spielte der Bauchumfang keine Rolle mehr. Seltsam jedoch, wie lange und ausdauernd doch auch übergewichtige Menschen arbeiten konnten? Und fürs Einspringen beim Ausfall anderer Mitarbeiter, zusätzliche Nachtschichten usw. waren sie allemal gut. Trotz alledem empfand er die ersten Jahre seiner beruflichen Tätigkeit als sehr schön. Der Umgang mit Menschen, ihre Erzählungen, Erfahrungen und ihre Zuneigung halfen ihm, durchzuhalten. Durchzuhalten bei Kollegen, die ihn mieden wegen seiner Körperfülle, die hinter seinem Rücken über ihn lästerten, die ihm bewusst dort ungünstige Dienste eintrugen, wenn sie wussten dass er etwas vor hat. Kollegen, die ihm den Urlaub strichen, weil jemand anderes doch ganz dringend seinen Urlaub nehmen musste.

Mit den Jahren häufte er sich ein großes Wissen in seinem Fachbereich an, und galt bei bestimmten Ärzten und Therapeuten als ein kompetenter Mitarbeiter. Jedoch auch dies gönnten ihm so manche Kollegen nicht. Sie legten ihm Steine in den Weg, hielten Infos für ihn zurück, ließen Eintragungen in die Doku-Systeme sein, die wichtig waren usw. Nur um ihm Probleme zu machen, ihn los zu werden. Der Schreiber verabschiedete sich aus der klinischen Pflege und entschied sich für die ambulante Pflege. Dort arbeitete er sehr gerne, da er selbstständig arbeiten konnte und ihm so gut wie nie jemand in die Arbeit hinein redete, wenn sie in Ordnung war. Mit der Zeit aber häuften sich seine Einsätze bei Patienten, die entweder besonders gewichtig waren, oder im Endstadium einer unheilbaren Krankheit waren. Leider sorgte zu diesen Zeiten noch kein Arbeitgeber für einen Ausgleich der Mitarbeiter, die diesen besonderen Belastungen unterlagen. Jahrelange, ständige Betreuung von Schwerstkranken und Sterbenden hinterlässt seine Spuren. In dieser Zeit nahm seine Familie, Mutter und Schwester waren nun schon seit Jahren trocken, einen jungen Straffälligen auf. Dieser lebte 10 Jahre in der Familie, bevor er starb. Er wurde wie ein Sohn, wie ein Bruder und deshalb war es besonders schwer, ihn zuhause zu pflegen als er an A.I.D.S. erkrankte und auch daran starb.

In seiner letzten Stelle als Krankenpfleger erlebte er auch, was Mobbing denn so bedeutet. In einer Einrichtung für körperbehinderte Jugendliche und Erwachsene war er betraut mit dem Aufbau einer speziellen Internatsgruppe für teil und dauerbeatmete Personen, aus pflegerischer Sicht. Er nahm diese Aufgabe sehr ernst und bemühte sich nach Kräften, etwas aufzubauen das seinem Ideal der Pflege näher kam. Er arbeitete Tag und Nacht, meistens ohne finanziellen Ausgleich dafür, steckte alles mögliche an Kraft und Zeit in diesen Aufbau hinein, dass er etwas Gutes werde. Für kurze Zeit war es das auch. Der Ruf der Gruppe drang sogar bis München und der Landtagsvizepräsident lud eine Gruppe der behinderten Jugendlichen zu einem Besuch des Landtags nach München ein. Doch beim Gegenbesuch des Präsidenten auf der Gruppe war der Krankenpfleger leider nicht mehr im Hause.

Angesichts der Erfolge, vielleicht, die er mit seiner Arbeit erzielen konnte und die sich widerspiegelten in Empfehlungen der umliegenden Fachärzte und Hausärzte, dem Interesse einiger Kommunal- und Landespolitiker, wollte ihn der Bereichsleiter nicht mehr im Hause haben. Man verlängerte seinen Zeitvertrag nicht mehr. Übrigens eine der bequemsten Lösungen, nicht erwünschte Mitarbeiter los zu werden. Um dem Schreiber das Gehen leichter zu machen, erlebte er wie schon einmal, dass ihm wichtige Infos nicht weiter gegeben wurden, ihm seine Arbeit erschwert wurde und ihm letztlich alle Schwachpunkte der Pflege angelastet wurden. Oh ja, viele Arbeitgeber und ganz besonders die kirchlichen, wissen wie man Mitarbeitern jegliches Engagement rauben kann und ihnen jegliche Zukunftsperspektive nimmt. Ein Hoffnungsschimmer war für ihn eine Umschulung, die er machen musste aus gesundheitlichen Gründen. Damit hoffte er, vielleicht auf einer anderen beruflichen Ebene wieder Fuß zu fassen. Doch auch hier sollte ihm das Glück nicht hold sein.

Als Bürokaufmann ging er mit Freude an seine erste Stelle, nach der Ausbildung, bei einer Krankenkasse. Unbefristeter Vertrag, 3 Monate Probezeit, eine günstige Ausgangssituation. Als er nach einem Monat dort innerhalb der Probezeit wieder entlassen wurde, verstand er die Welt nicht mehr. Er hatte doch wesentlich dabei mitgewirkt, die erhebliche Rückstände an Krankenhausaufenthaltsverlängerungen aufzuarbeiten und seine Sache doch gar nicht so schlecht gemacht? Nur ein zufällig mit gehörtes Gespräch zwischen seiner Gruppenleitung und dem Abteilungsleiter, verriet ihm den wahren Grund seiner Entlassung. Man hatte ihn bereits mit der Option während der Probezeit wieder entlassen zu werden eingestellt. Denn eine Sozialversicherungsfachangestellte konnte sich noch nicht entscheiden ob sie dort anfangen wollte. So überlegte man, ihn einzustellen um die Rückstände zumindest ein wenig aufzuarbeiten, und ihn dann wiederum zu entlassen, wenn diese einer Anstellung zusagt. Das tat sie, nach einem Monat Bedenkzeit, und schwupps war er wieder auf der Straße. So zerstörte sich seine Hoffnung wiederum.

Es sollte ihn aber nicht abhalten, sich weiter zu bewerben, weiter nach einer Anstellung zu suchen. Seine Ansprüche begrenzten sich keinesfalls auf die qualifizierte Tätigkeit des Bürokaufmanns, nein, auch Stellenangebote für Büroboten, Schreibkräfte und andere ähnliche Tätigkeiten, schrieb er an. Nun der Erfolg blieb aus. Dem Arbeitslosengeld folgte die Arbeitslosenhilfe. Doch wenigstens gab es in seinem Familienleben ein paar schöne Augenblicke. Auch half ihm seine ehrenamtliche Tätigkeit als Vorsitzender eines
Behindertenvereins und im örtlichen VdK über so manchen Rückschlag hinweg.

Doch der nächste Schicksalsschlag ließ nicht lange auf sich warten. Seine Mutter erkrankte an Lymphdrüsenkrebs. Trotz Chemotherapie gab es keinen Behandlungserfolg. Nun entschied er sich, für seine Mutter da zu sein. Er versorgte sie, so lange es ging zuhause und war, mit seiner Schwester, in den letzten Tagen und Stunden im Pflegeheim stets an ihrer Seite. Tag und Nacht wechselte er sich im 4-Stunden-Rhythmus mit seiner Schwester ab. Unterstützt wurden die Beiden auch noch von Helferinnen der Hospizhilfe. Bereits zu diesem Zeitpunkt selbst schon ärger erkrankt, schaffte es die Liebe für die sterbende Mutter, dass er diese notwendigen Kräfte mobilisieren konnte.

Die Mutter starb an einem Sonntagabend. Nach diesem Tod der Mutter lernte der Schreiber des Briefes erst so richtig kennen, was es heißt in Deutschland auf die Hilfe des Staates angewiesen zu sein. Für ihn begann nun ein Martyrium der besonderen Art.

In den folgenden Jahren lernte er eine Seite des sozialen Systems in Deutschland kennen, das man wohl erst mal kennen lernen muss um zu verstehen, warum es auch in Deutschland Menschen gibt, die hungern und frühzeitig versterben. Mit der Einführung von Hartz IV wurde auch er ein Betroffener. Das „Paradestück“ Schröders, die Hartz-Reformen und davon besonders die vierte, erwiesen sich für den Betroffenen als ein Weg, gepflastert mit Demütigung, Verachtung, Menschenrechtsverletzung, Bevormundung, Engstirnigkeit, Unwissenheit und Ignoranz. In einem Klima der eisigen sozialen Kälte wurde ihm sehr schnell klar, was den Verantwortlichen der Reformen, ein Menschenleben bedeutet. Nichts, nichts und noch mal nichts. Ein Gesetz, ausgelegt auf totale Überwachung der betroffenen Personengruppe, das Menschen dazu zwingt alles bisher erworbene aufzugeben. Selbst Alterssicherungen, Häuser und mehr in Geld aufzulösen. Das, was man vielleicht einmal seinen Kindern hinterlassen wollte, was dem eigenen Alter dienlich sein sollte, flüssig zu machen, bevor man diese Leistung überhaupt erhält. Hat man dies dann getan, dann ist man seiner Lebensgrundlage beraubt und in der heutigen Zeit lässt sich schwerlich eine wirklich gute und neue aufbauen.

Ein Gesetz und seine Ausführungen, die es an Kälte und Menschenverachtung nicht fehlen lassen. Der Regelsatz so knapp gefasst, dass niemand davon leben kann. Vieles, was man sich nicht mehr leisten kann, lässt schon von außen erkennen „schau hin, da kommt Hartz IV daher!“ Die Behandlung bei den zuständigen Behörden gleicht einem Spießrutenlauf. Bewusst werden Wartezeiten in die Länge gezogen, Menschen überhaupt nicht zum Sachbearbeiter vorgelassen. Ein Sicherheitsdienst für die Mitarbeiter dort signalisiert dem Betroffenen, dass er zumindest ein stark „kriminell verdächtiges Subjekt“ ist. Telefone werden selten abgehoben, nur Anrufbeantworter decken den größten Teil der Bürozeit ab. Bescheide werden erlassen, deren Richtigkeit keiner so wirklich nachvollziehen kann, der nicht speziell geschult ist. Wegen allem was der Betroffene braucht, macht er sich zum Bettler und harrt der Gnadenerweise der Sachbearbeiter. Offensichtlich bewusst werden Bescheide erlassen, die rechtswidrig in den Augen des Betrachters erscheinen und dem Menschen oft nicht mehr die „Luft zum Atmen“ lassen. Wer gibt Euch, Politiker, Wirtschaftsfunktionäre, Geschäftstellenleiter das Recht dazu? Wer gibt Euch das Recht den Menschen die Existenzgrundlage zu nehmen, ihnen Leistungen auf Null zu streichen? WER GIBT ES EUCH?

Hartz IV und seine Ausführung, ist für den Schreiber ein Gesetz zur Desillusionierung und Ausgrenzung eines großen Teils der Bevölkerung, richtungsweisend in eine scheinbar politisch und wirtschaftlich angestrebte Gesellschaft, die meint ohne diese Menschen leben zu können. Wenn das nicht mal ein Irrtum ist? Hartz IV ist Tod auf Raten, wenn den Forderungen von Politikern und Wirtschaftsbossen nachgegeben wird, die Regelsätze noch weiter zu kürzen. Für manche der Betroffenen war, so ist der Schreiber der Überzeugung, Hartz IV bereits jetzt das Todesurteil.

Warum habt Ihr mir die Lebensgrundlage geraubt? Warum habt ihr mir das Existenzrecht abgesprochen? Warum konnte ich mir nicht alle Medikamente leisten, die ich brauchte um meine Krankheit und Behinderung richtig zu behandeln? Warum musste ich hungern? Warum müssen andere frieren? Warum muss ich und müssen andere Schmerzen leiden, die nicht notwendig wären? Wozu müssen Kinder, die von Euch immer so magisch beschworene Zukunft unseres Landes, leiden unter der meist unverschuldeten Arbeitslosigkeit ihrer Eltern? Warum müssen Ältere ihre Altersgrundlage aufgeben? Wozu haben Arbeitnehmer in den letzten Jahren auf Urlaub, Feiertage und Lohn verzichtet, wenn ihre Mühe mit einer Zukunft in Perspektivlosigkeit und Melancholie belohnt wird? Wozu erleben die Rentner jedes Jahr aufs Neue Nullrunden? Warum könnt Ihr in Saus und Braus leben, wenn doch Eure Unternehmen so „empfindliche“ Gewinneinbußen hinnehmen mussten?

Ist es wirklich so, dass Ihr das Leben der Einzelnen nicht mehr respektiert? Wollt Ihr eine Welt ohne Prekariat? Interessieren Euch wirklich nur noch Eure eigenen Ranzen, Eure eigenen Hälse, die Ihr nicht voll genug kriegen könnt? Ist Euch der Mensch an sich wirklich so scheißegal geworden?

Wenn ja, und zu der Überzeugung hat mich Hartz IV und Eure offensichtlichen Lügen der letzten Zeit gebracht, dann will ich nicht mehr leben! Ihr wollt meinem Leben keine Würde lassen? Vielleicht gibt der Tod sie mir zurück?

Irgendwie hallen die letzten Zeilen des Schreibers noch in dem kleinen Zimmer nach. Ein Leben hat sein Ende gefunden in Desillusionierung, Perspektivlosigkeit, Ausgrenzung und Armut. Alles gegeben, was er geben konnte in der Arbeit und Privat, mit Freude und Enthusiasmus den Beruf und seine ehrenamtlichen Stellen ausgefüllt. Sein Lohn, Armut und Ausgrenzung. Hartz IV hat gesiegt?

Sanft streicht ein leicht kühler Wind durch den Raum und erfasst das Haar des Toten. Als wolle sich zumindest der Wind von ihm, mit einem Streicheln über das Haar, verabschieden. Da stößt eine kräftige Böe das Fenster weiter auf, und der gerade eingesetzte leichte Regen, lässt ein paar Tropfen auf die Wangen des Toten fallen. Es sieht aus, als ob er weint.

Vielleicht die letzten Tränen für eine menschliche Welt? (Thomas M., 05.02.2007)

Quelle: via @Gegen-Hartz.de



Weg mit der #Agenda2010

Quelle: via @Retweeter, May 15, 2016 at 04:47PM

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